Besucher: 478



Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben

Wetter aktuell

Die pazifische Taifunsaison 2025 - Ein Rückblick



Das pazifische Taifunjahr 2025 neigt sich dem Ende entgegen. Stürme
sind aktuell nicht mehr zu erwarten. Eine gute Möglichkeit also auf
die Geschehnisse der letzten knapp zwölf Monate zurückzublicken.



Spricht man von einem pazifischen Taifun, so ist die Rede von einem
tropischen Wirbelsturm, der sich in einem Bereich nördlich des
Äquators sowie zwischen 100 und 180 Grad östlicher Länge bewegt.
Während die Benennung von Hurrikanen (tropische Wirbelstürme über dem
Nordatlantik und Ostpazifik) allein dem National Hurricane Center
(NHC) in Miami obliegt, können die Namen pazifischer Stürme - je nach
genauem Entstehungsgebiet beziehungsweise genauer "Wirbelzone" - von
zwei Einrichtungen vergeben werden: der Japan Meteorological Agency
(JMA) und der Philippine Atmospheric, Geophysical and Astronomical
Services Administration (PAGASA). Dadurch kann es durchaus vorkommen,
dass ein und derselbe Sturm zwei Namen führt, was dieses Jahr auch
hin und wieder vorkam.

Benannt werden von der JMA dabei alle Stürme die eine zehnminütige
mittlere Windgeschwindigkeit von 65 km/h überschreiten. Die PAGASA
vergibt bereits ab einem Zehnminutenmittel von 39 km/h einen Namen,
allerdings nur, wenn sich der Wirbel innerhalb des philippinischen
Verantwortungsbereich zwischen 115° und 135° östlicher Länge sowie 5°
und 25° nördlicher Breite aufhält. PAGASA benennt im Gegensatz zu JMA
damit also auch tropische Tiefs. Von einem Taifun spricht man
übrigens ab einem zehnminütigen (!) Geschwindigkeitsmittel von 118
km/h und von einem schweren Taifun (auch Supertaifun genannt) ab 185
km/h (Definition nach PAGASA). Rein von der Geschwindigkeit her würde
das der Kategorie 3 auf der fünfteiligen Saffir-Simpson-Skala
entsprechen, die für die Klassifizierung von Hurrikanen, also den
Vertretern tropischer Wirbelstürme im Atlantik und Ostpazifik,
herangezogen wird. Allerdings bezieht sich diese Skala auf
einminütige Mittelwerte und nicht auf zehnminütige wie bei Taifunen.
Eine 1:1-Übertragung ist also nicht möglich, sondern der
Bezugszeitraum muss zwingend berücksichtigt werden.

Auch wenn sich Taifune das ganze Jahr über bilden können, gibt es
dennoch einen Hauptaktivitätszeitraum, der sich von Juli bis November
erstreckt. Das wäre es dann jetzt aber endgültig zum
Hintergrundwissen.

Blicken wir nun einmal auf die Prognosen, die im Vorfeld der
Hauptsaison erstellt wurden. Das englische Tropical Storm Risk
Konsortium (TSR) prognostizierte im Mai 2025 eine leicht
unterdurchschnittliche Saison mit 25 Tropischen Stürmen, von denen
sich 15 zu Taifunen und davon wiederum 8 zu schweren Taifunen
entwickeln sollten. Als Begründung wurde unter anderem eine neutrale
Phase der sogenannten El Nino-Southern Oscillation (kurz ENSO)
aufgeführt. Dabei handelt es sich grob gesagt um ein großräumiges
Zirkulationsmuster über dem Pazifik. Anfang August reduzierte das TSR
die Anzahl schwerer Taifune auf 7, was nicht zuletzt auch daran lag,
dass die Aktivität im Juni und Juli hinter den Erwartungen
zurückblieb. PAGASA sagte im Januar 2025 für das erste Halbjahr 2 bis
8 tropische Systeme voraus (inkl. tropischer Tiefs, die beim TSR
nicht berücksichtigt wurden) und im Juli 11 bis 19 Systeme für das
zweite Halbjahr voraus. Das sind insgesamt also 13 bis 27 tropische
Entwicklungen - wohlgemerkt nur in der vergleichsweise kleinen
Region, für die sich PAGASA verantwortlich zeigt.

Im Mittel (1991-2020) treten übrigens 25,5 tropische Stürme über dem
westlichen Nordpazifik auf, davon 16 Taifune und davon wiederum 9,3
schwere Taifune. Tatsächlich wurden bisher 27 Tropenstürme
registriert, von denen 14 zu Taifunen heranreiften. Davon wiederum
schafften es mit "Ragasa" und "Neoguri" zwei Exemplare in die Liga
der schweren Taifune aufzusteigen und das mehr oder weniger
gleichzeitig (dazu gleich mehr). Die Zugbahnen aller Stürme sind in
Abbildung 1 aufgeführt. Damit verlief 2025 zumindest was die Anzahl
der Taifune angeht, tatsächlich etwas, was die Anzahl schwerer
Taifune betrifft sogar deutlich unterdurchschnittlich.

Der erste benannte Sturm war Tropensturm "Wutip" am 11.06., was den
fünftspätesten Erstbenennungszeitpunkt seit Beginn der dortigen
Wetteraufzeichnungen darstellt.

"Ragasa", den PAGASA "Nando" getauft hatte, entstand am 17.09. und
erreichte 21.09. den Status eines Supertaifuns mit einem
zehnminütigen Mittelwind von 205 km/h. Das höchste einminütige
Geschwindigkeitsmittel wurde auf 270 km/h geschätzt, was der höchsten
Kategroie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala entspricht. Der Sturm zog
knapp nördlich an den Philippinen vorbei und erreichte am 24.09.
knapp westlich von Hong Kong die chinesische Küste. Im Anschluss
löste er sich rasch auf. Die traurige Bilanz waren rund 30 Todesopfer
und hunderte Verletzte.

"Neoguri" entwickelte sich ebenfalls am 17.09., allerdings deutlich
weiter draußen auf dem Pazifik. Auch im weiteren Verlauf zog er seine
Kreise brav fernab jeglicher Landmassen. Mit 195 km/h
(10-Min.-Mittel) und 230 km/h (1-Min.-Mittel) schaffte er es in die
Kategorie 4 der Saffir-Simpson-Skala und das sogar zweimal! Nachdem
sich der Sturm vorübergehend deutlich abgeschwächt hatte und am
24.09. sogar zu einem Tropensturm degradiert wurde, drückte er am
27.09. nochmal richtig aufs Gaspedal und erreichte erneut
Kategorie-4-Stärke - und das nahe von 40 Grad nördlicher Breite.
Damit ist "Neoguri" einer der stärksten Taifune, die jemals soweit
nördlich beobachtet wurden.

Schlagzeilen verursachte auch Taifun "Halong", das aber nicht nur im
asiatischen Raum, sondern auch in Alaska. Nachdem sich "Halong"
(10-Min.-Mittel: 185 km/h) Anfang Oktober als (umgerechneter)
Kategorie-4-Taifun Japan näherte, bog er zum Glück noch rechtzeitig
nach Nordosten ab und blieb über Wasser. Auf seinem Weg über den
Nordpazifik wandelte er sich in einen außertropischen Sturm um und
erreichte schließlich den Westen Alaskas. Gemessene
Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 km/h und schwere Überflutungen
richteten dort einiges an Zerstörung an und forderten leider auch
Todesopfer.

Zwei weitere sehr starke Taifune waren "Kalmaegi" ("Tino", 175 km/h,
31.10.-07.11.) und "Fung-wong" ("Uwan", 155 km/h, 03.11.-13.11.). In
Klammern stehen jeweils der von PAGASA vergebene Name, das maximale
10-Min.-Mittel und die "Lebenszeit". Während "Kalmaegi" über die
Mitte der Philippinen westwärts hinwegzog und später in Vietnam an
Land ging, suchte "Fung-wong" zunächst den Norden der Philippinen und
nachfolgend als Tropensturm noch Taiwan heim. Letzterer erreichte
dabei vorübergehend 1-Min.-Mittelwinde von 215 km/h! Am Ende fielen
"Kalmaegi" allein auf den Philippinen über 250 Menschen zum Opfer,
"Fung-wong" dagegen "nur" rund 30.

In die traurige Gesamtbilanz dieses Jahr fließen über 700 Tote und
Schäden in Höhe von mehr als 10 Milliarden US-Dollar ein. Dass 2025
damit bei weitem nicht so tödlich und kostspielig wie das vergangene
Jahr war (über 1200 Tote, rund 26 Milliarden US-Dollar Schaden), ist
für die Betroffenen sicherlich ein allenfalls nur schwacher Trost.



Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.12.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Wissenschaft kompakt

Schneeflöckchen, Weißröckchen


Zu jeder winterlichen Wunschlandschaft gehören sie! Kleine, sanft
herabschwebende, einzigartige Eisgebilde, die uns verzaubern mit
ihrem filigranen Glanz. Zum Ehrentag der Schneeflocke soll es heute
um Ebenjene gehen.



"Schneeflöckchen, Weißröckchen
Wann kommst du geschneit?
Du kommst aus den Wolken
Dein Weg ist so weit."


Dieses Lied erschallt jedes Jahr, sobald die winterliche Jahreszeit
herannaht. Heute, am 18. Dezember, ist der Ehrentag der Schneeflocke.
Daher wollen wir uns mit diesem faszinierenden Phänomen befassen.


Wie im Liedtext richtig beschrieben, legen Schneeflocken einen nicht
zu unterschätzenden Weg zurück bis wir sie bewundern können. Zuerst
muss Wasserdampf in den festen Zustand übergehen. Dazu sind mehrere
Zutaten von entscheidender Wichtigkeit. Einerseits wird natürlich
Wasserdampf benötigt, damit sich überhaupt Eis bilden kann.
Andererseits muss die Temperatur tief genug sein, um zu verhindern,
dass das Wasser nicht flüssig bleibt. Damit Wassertröpfchen ohne
Hilfe anfangen zu gefrieren, werden Temperaturen unter -35 °C
benötigt (homogene Nukleation). Die sogenannte heterogene Nukleation
ist der deutlich prominentere Weg zur Bildung von Eisteilchen.
Hierbei lagert sich das Eis schon ab etwa -10 °C an einem winzigen
Partikel an.


Je nachdem welche Umgebungstemperatur und -feuchtigkeit herrscht
entstehen unterschiedliche Formen von Eisteilchen. So weisen
Eiskristalle bevorzugt eine plättchen- oder prismaartige Struktur
auf, wenn wenig Wasserdampf vorhanden und es sehr kalt ist.
Sogenannte Dendriten entstehen dadurch, dass sich Feuchtigkeit aus
ihrer unmittelbaren Umgebung an den Eisteilchen anlagert. Die
grundlegende Symmetrie in den Formen ist einer Eigenart des
Wassermoleküls zuzuschreiben, das einen ganz speziellen
Öffnungswinkel von 120 Grad aufweist.


Während des Bildungsprozesses dieser Eiskristalle darf jedoch nicht
vergessen werden, dass diese Teilchen herumgewirbelt werden und sich
die Umgebungsbedingungen andauernd verändern. Sie können teilweise
wieder schmelzen und neu gefrieren oder mal sowohl Plättchen- als
auch Dendritenanteile haben. Außerdem können sie auf ihrem Weg
miteinander kollidieren und wachsen weiter an. Bis sie nach diesem
Chaos bei uns am Boden ankommen, entstehen individuelle Formen,
sodass keine Schneeflocke der anderen gleicht. Besonders akribisch
mit Schneeflocken befasst, hat sich Wilson Alwyn Bentley. Ihm gelang
es, ab 1885 Schneekristalle mithilfe eines Mikroskops zu
fotografieren. Insgesamt über 5000(!) Exemplare untersuchte er und
keines glich dabei dem anderen.


Und was ist nun mit der entscheidenden Frage aus dem Liedtext am
Anfang: Wann kommst du geschneit?


Bei der jetzigen Wetterlage stellt sich eher die Frage: Schneit es
überhaupt? Die vorherrschende Luftmasse ist viel zu mild, als dass
Schnee entstehen könnte, geschweige denn den Boden erreicht.
Gleichzeitig lässt der Höhenrücken mit dem dazugehörigen Bodenhoch
FRIEDA über Südosteuropa die atlantischen Tiefdruckgebiete abprallen,
sodass wir nur schwache Ausläufer abbekommen.


Nach diesen ernüchternden Aussichten wagt man kaum einen ersten Blick
auf die Feiertage zu werfen. Naturgemäß sind die Modellunterschiede
noch groß, doch es scheint sich abzuzeichnen, dass wir zunehmend
unter den Einfluss einer Ostströmung geraten und damit kältere Luft
herangeführt wird. Die gute Nachricht für Schneeliebhaber, 10 Grad an
Heiligabend sind demnach unwahrscheinlich! Zudem geben die Modelle
erste vorsichtige Anzeichen, dass zumindest in den höheren Lagen
etwas Schnee fallen könnte. Es heißt also: Gespannt bleiben und die
Hoffnung stirbt zuletzt.

M.Sc. Fabian Chow

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.12.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





Private Wetterstation Altenmarkt a. d Alz - Alle Angaben ohne Gewähr - (c) Matthias Schwanter   -   Seitengeneration erfolgte in 0.0935 Sekunden.