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Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben
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Wetter aktuell
Wetter in der Musik
Das heutige Thema des Tages handelt von verschiedenen
Wettererscheinungen, die Eingang in die Musik gefunden haben.
Mithilfe von Musik lassen sich Emotionen wie Ärger, Wut, Angst,
Freude, Liebe oder Trauer ausdrücken. Töne, Klänge und Geräusche
dienen hierbei als Ausgangsmaterial. Deren Eigenschaften wie
Lautstärke, Tonhöhe oder Tondauer können variabel genutzt und
kombiniert werden, um die gewünschten Emotionen oder Assoziationen
hervorzurufen.
Auch das Wetter spielt naturgemäß eine entscheidende Rolle im Leben
aller. In der Landwirtschaft ist das ausgewogene Verhältnis von
Sonnenschein und Regen essentiell für das Pflanzenwachstum. Beim
Kofferpacken für den nächsten Urlaub befasst man sich noch etwas
intensiver mit den Wetteraussichten für die kommenden Tage.
Aber auch im Alltag begleitet uns das Wetter, beispielsweise bei der
Frage, ob man beim Verlassen des Hauses einen Schirm mitnehmen
sollte. Denn wer hat sich noch nie darüber geärgert, dass man nass
wurde, obwohl man dachte, man schaffe es noch vor dem nächsten
Schauer? Erfreulichere Emotionen werden hingegen geweckt, wenn
Schneeflocken leise vom Himmel fallen oder sich ein prächtiger
Sonnenauf- oder -untergang am Horizont präsentiert.
Bei diesen beispielhaften Empfindungen ist es natürlich nicht
verwunderlich, dass auch das Thema "Wetter" das ein oder andere Mal
in der Musik verarbeitet wurde. Häufig verwendete und nachfolgend
thematisierte Wettererscheinungen sind dabei Sonnenschein, Regen und
Schnee.
Die Beatles sangen beispielsweise "Here Comes the Sun", meinten dies
aber eher metaphorisch, dergestalt, dass das Lied an Menschen in
einer schwierigen Lebenslage gerichtet ist und Hoffnung auf bessere
Zeiten geben soll. Sicherlich kennen auch die meisten den Klassiker
"You Are My Sunshine".
Mehr den tatsächlichen Bezug zur Sonne (bzw. die Assoziation zu
wärmeren Gefilden) haben beispielsweise Ben Zuckers "Der Sonne
entgegen" oder Buddys "Ab in den Süden" (? der Sonne hinterher ?).
Bei diesen Liedern kann man beim Hören tatsächlich etwas Fernweh
bekommen, erst recht, wenn gleichzeitig der Blick nach draußen
schweift und das Novembergrau vom Himmel grüßt.
Auch über den Regen lässt sich der ein oder andere Musiktitel finden.
Beispiele sind "Purple Rain" von Prince oder "November Rain" von Guns
N' Roses. Gene Kelly sang im gleichnamigen Filmmusical im wahrsten
Sinne des Wortes "Singin' in the Rain". Neben den der Sonne
gewidmeten Liedern kommt auch bei "It Never Rains in Southern
California" von Albert Hammonds und Mike Hazlewood durchaus Fernweh
auf.
Es gibt tatsächlich auch Musiker, die sich einen meteorologischen
Namen geben, so zum Beispiel "The Weather Girls". Und wie könnte es
anders sein, als dass auch sie mit "It's Raining Men" über das Wetter
sangen, auch wenn das sicherlich mehr im übertragenen Sinn zu
verstehen ist?
Beim Schnee fallen einem sofort die entsprechenden Kinderlieder wie
"Es schneit", "Schneeflöckchen, Weißröckchen" oder "Leise rieselt der
Schnee" aus der Vorweihnachtszeit ein. Daneben ist der Winter selbst
unter anderem in der klassischen Musik ein gern gewähltes Thema,
bietet er doch aufgrund der langen Nächte eine ausreichend düstere
Stimmung. Komponisten nutzen die Winter-Thematik auch deshalb gern,
weil sich Passagen eines Wintersturms und ruhige Abschnitte eines
sonnigen Wintertages einbauen lassen.
US-amerikanische Forscher befassten sich ebenfalls mit dem
Zusammenhang von Musik und Wetter (siehe Link). Unter anderem fanden
sie heraus, dass Bob Dylan der "Meteorologe" unter den Musikern ist.
Er ist also derjenige, der in seinen Liedern am häufigsten einen
Bezug zum Wetter genommen hat. Sie stellten auch fest, dass sich
Musiker häufig von aktuellen meteorologischen Ereignissen inspirieren
lassen. So entstanden in den USA in den 1950er und 1960er Jahren
viele Lieder, die von "schlechtem" Wetter handeln, da es dort in
diesen Jahren tatsächlich vergleichsweise stürmisch war.
Und welches Lied würde zum aktuellen Wetter am besten passen? Möchte
man ein Lied hören, in dem das momentan wetterbestimmende
Hochdruckgebiet namentlich genannt wird, so müsste man ein Lied
finden, in denen VIANELDE vorkommt. Zur Wetterlage selbst würde
beispielsweise "Über den Wolken" von Reinhard Mey passen. Viele
finden sich nämlich in einer teils zähen "Nebelsuppe" wieder und
würden sich sicherlich über etwas Sonnenschein freuen.
Welches Lied letztendlich aber am besten passt, kann durchaus
vielfältig sein und liegt an jedem selbst, was man in dem Moment
gerne hören möchte. Da es in den kommenden Tagen vielerorts
neblig-trüb wird oder bleibt und zudem zeitweise leichter Regen oder
Sprühregen auftritt, kann man es sich daheim bei guter Musik
gemütlich machen. Jedenfalls sind dann auch, wie alljährlich zu
dieser Zeit, vom Wetter unabhängige Lieder zu vernehmen, wenn Kinder
mit ihren Laternen durch die Straßen laufen.
M.Sc. Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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Wissenschaft kompakt
Wenn die Küstengebiete in den Schneemassen versinken
Auch wenn aktuell ruhiges und teils sehr mildes Herbstwetter
vorherrschend ist, ist der Winter nicht mehr weit. Dann stellt sich
an Küsten von Meeren und Seen in manchen Fällen ein interessantes
lokales Wetterphänomen ein ? der Lake-Effect-Snow.
Höchsttemperaturen von bis zu 21 Grad und vielerorts reichlich
Sonnenschein erinnern eher an den Altweibersommer als an den nahenden
Winter. Doch der Winter ist nicht mehr allzu fern und damit auch ein
spannendes Wetterphänomen, das in Deutschland bei bestimmten
Wetterlagen besonders entlang der Ostsee beobachtet werden kann. Die
Rede ist von einem Lake-Effect-Snow Ereignis. Das letzte größere
Ereignis liegt schon einige Jahre zurück. Im Februar 2021 sorgte der
Zustrom von arktischen Luftmassen in Verbindung mit der
vergleichsweise warmen Ostsee für regionale Schneemassen entlang der
Ostsee. Vor allem auf Rügen kamen innerhalb von 48 Stunden
stellenweise über 40 cm Schnee zusammen. Dabei fielen lokal eng
begrenzt sogar über 30 cm Schnee innerhalb eines Zeitraums von 12 bis
24 Stunden. Diese Schneemengen sind im Gegensatz zu einigen
historischen Ereignissen in Nordamerika geradezu homöopathisch. Im
November 2014 kam es auf der windabgewandten Seite des Lake Erie in
Buffalo zu einem Ereignis, bei dem innerhalb von nur zwei Tagen in
einem schmalen Streifen 150 cm Schnee zusammenkamen. Die Folge waren
14 Todesfälle, Stromausfälle sowie Lebensmittel und
Versorgungsprobleme.
Damit sich ein signifikantes Lake-Effect-Snow Ereignis ausbildet,
benötigt es eine sehr kalte Luftmasse arktischen Ursprungs mit
Temperaturen in 1,5 Kilometer Höhe von unter -14 Grad und eine
schwach ausgeprägte Windscherung. Dabei ist vor allem die
Windrichtungsänderung in der unteren Troposphäre wichtig, damit sich
gut organisierte Schneefallbänder bilden können. Diese
Schneefallbänder entstehen aber nur, wenn auch der See oder Ozean
ausreichend groß ist. Die arktische Luftmasse braucht nämlich seine
Zeit, um genügend Feuchtigkeit aufnehmen zu können, damit es in der
unteren Troposphäre zu stärkerer Konvektion und zur Ausbildung der
Schneefallbänder kommen kann. Deshalb ist eine Seelänge von
mindestens 100 Kilometer parallel zur Windrichtung hilfreich.
Außerdem ist es für große Schneemengen wichtig, dass die Windrichtung
über längere Zeit konstant bleibt. Damit werden immer wieder die
gleichen Küstengebiete von kräftigen Schneefällen getroffen. Befindet
sich nun noch ein Gebirge auf der windabgewandten Seite des Sees,
kann der kräftige Schneefall durch Staueffekte weiter intensiviert
werden.
In Abhängigkeit der Windströmung ergeben sich dabei verschiedene
Wolkenmuster, die in Satellitenbildern erkennbar sind. Weht ein
kräftiger Wind mit einer geringen Windrichtungsänderung von weniger
als 30° über eine Seeoberfläche, bilden sich zur Windrichtung
parallel angeordnete Schneefallbänder aus, die lokal eng begrenzt im
Küstenbereich für große Schneemengen sorgen können (Bild 1 a). Sind
die Winde dagegen eher schwächer ausgeprägt, kommt es häufig im
Zusammenspiel mit dem Landwind zu einer küstennahen Konvergenzlinie
mit kräftigen Schneefällen, die im weiteren Verlauf auch die
Küstenregion erreichen kann (Bild 1 b). Ist der Wind dagegen sehr
schwach ausgeprägt und sind die Temperaturunterschiede zwischen der
Seeoberfläche und 1,5 Kilometer Höhe besonders stark ausgeprägt,
bildet sich ein mesoskaliger Wolkenwirbel aus, der sich im weiteren
Verlauf zur Küste verlagern und dort für intensive Schneefälle sorgen
kann (Bild 1 c). Diese Form ist aber bei uns sehr selten. Sie wird
etwas häufiger über den Großen Seen in Nordamerika beobachtet. Dort
können sehr kalte, arktische Luftmassen ungehindert nach Süden
strömen. Zudem sind bei uns arktische Kaltlufteinbrüche im
Winterhalbjahr auch häufig mit einer kräftigeren Strömung verbunden.
Da es sich beim Lake-Effect-Snow um ein sehr kleinräumiges Phänomen
handelt und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Ozean und der
atmosphärischen Grenzschicht noch nicht vollständig verstanden sind,
haben auch hochaufgelöste Vorhersagemodelle häufig Schwierigkeiten
bei der Bestimmung der betroffenen Region und der Intensität eines
solchen Ereignisses. Zudem gibt es über den Seen kaum Messungen, die
in eine Vorhersage miteinfließen. Auch das Monitoring gestaltet sich
nicht trivial, da die tiefliegenden Schneefallbänder über der See
häufig nicht adäquat vom Radar erfasst werden.
Damit die Küstenregionen der Ostsee von diesem Phänomen betroffen
werden, benötigt es eine östliche bis nordöstliche Strömung. Bereits
ab November können die Luftmassen kalt genug dafür sein. Die meisten
Ereignisse dazu werden jedoch im Dezember beobachtet. Zu dieser
Jahreszeit ist das Wasser der Ostsee noch relativ warm und
gleichzeitig können bei einer günstigen Wetterlage bereits
ausreichend kalte Luftmassen zu uns strömen. Damit wird mit Spannung
auf den kommenden Winter geschaut. Vielleicht werden dann die
Küstenregionen Deutschlands von diesem Phänomen wieder betroffen
sein.
M.Sc.-Met. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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