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Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben

Wetter aktuell

Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche
droht wieder meteorologisches Unheil.



Hoch NINA bringt vorübergehend den sonnigen und trockenen Spätsommer!
Doch atlantische Tiefs geben nicht auf und können zur neuen Woche das
Wetterzepter wieder übernehmen. Nachts bekommen bis dahin mit Nebel
und teils einstelligen Tiefstwerten einen herbstlichen Touch.



Der Samstag startet vielerorts schon freundlich mit einem
herbstlichen Touch. Die aufgehende Sonne wurde nämlich teilweise von
flachen, teils aber auch schon dichteren Nebelfeldern eingehüllt.
Allenfalls von Ostsachsen bis nach Vorpommern halten sich noch
dichtere Wolkenfelder, die zu der nach Polen abgezogenen
Luftmassengrenze gehören und vereinzelt noch etwas Regen abladen. Im
Tagesverlauf sollten jedoch auch diese Wolkenpakete brüchig werden
und der Sonne langsam nachgeben. Dann steht einem freundlichen und
wohltemperierten Spätsommertag nichts mehr im Wege.

Verantwortlich für den Spätsommer ist das Hoch NINA, welches sich
vorübergehend über Südostdeutschland einnistet und eine Hochdruckzone
vom nördlichen Mittelmeerraum bis nach Norwegen aufspannt. Somit
werden atlantische Tiefs und deren Frontenzüge zunächst mal
blockiert. Resultierend kann die Sonne die eingeflossene, mäßig warme
Atlantikluft am Wochenende abtrocknen und auf Werte zwischen 20 und
30 Grad erwärmen. Nachts bleibt aber bei schon recht langen Nächten
(am 22. September ist Tag-Nacht-Gleiche) regional der Nebel und somit
der herbstliche Touch ein Thema.

Doch leider ist unser spätsommerliches Hoch NINA nicht sehr stabil.
Schon am Sonntag verlagert sie ihre Schwerpunkte nach Dänemark und
Italien. Allerdings geschieht dies nicht freiwillig, sondern auf
besonders starkem Druck eines kräftigen Tiefdruckwirbels zwischen
Island und Irland. Dieses schiebt mit Macht ihre Frontenzüge vom
Atlantik über Frankreich Richtung Deutschland. Der Hauptgrund, dass
der Spätsommer nur auf Stippvisite vorbeischaut und rasch wieder
Tiefdruckeinfluss weichen muss, liegt in größeren Höhen. Dort nämlich
bleiben die derzeit bestehenden Verhältnisse gewahrt, in dem weiter
tiefes Geopotential infolge eines Langwellentroges, das Zepter in der
Wetterküche schwingt und Höhenhochs nur sporadisch mal mitmischen
dürfen.

Zur neuen Woche kann es dann aus Wettersicht wieder richtig spannend
werden. Was Meteorologen fasziniert und den trockenen Böden gefällt,
dürfte vielen Bundebürgern, die sich nach Sonne und noch etwas Wärme
sehnen missfallen. In der Nacht zum Montag besucht uns zunächst die
Warmfront des besagten Tiefs. Allerdings ist diese noch wenig aktiv
und schiebt vor allem Wolken ins Land. Dahinter folgt aber rasch die
Kaltfront, welche die Atmosphäre mehr in Wallung versetzt und
bevorzugt in der Westhälfte Schauer und auch einzelne Gewitter im
Programm hat. Insgesamt kann das Wettergeschehen aber nur als
lockerer Aufgalopp angesehen werden, der erneut die Weichen auf einen
unbeständigen, teils unwetterartigen Witterungsabschnitt einläutet.

In der Nacht zum Dienstag kann das Höhentief südwestlich von Island
ihren Einfluss so stark auf die Prozesse in West- und Teilen
Mitteleuropas ausdehnen, dass bodennah ein kleines aber feines Tief
von Ostfrankreich über Südwestdeutschland und diagonal über
Deutschland hinweg ziehen soll. Dieses Tief hat auf der Südostflanke
sehr warme und feuchte Suptropikluft im Gepäck, während auf der
Nordwestflanke kühle Nordseeluft vorherrscht. Auf der Zugbahn über
Deutschland hinweg soll es schließlich im Umfeld des Tiefs sowie auf
der Westflanke zu kräftigen und länger anhaltenden Regenfällen
kommen, die gebietsweise heftig (Unwetter) ausfallen können. Einzelne
Modelle zeigen aktuell sogar extreme Starkregenfälle. Auf der warmen
Seite stehen dagegen teils kräftige Schauer und Gewitter auf der
Agenda.

Jetzt zum ABER! Eine solche Randtiefentwicklung mit teils heftigen
Begleiterscheinungen sind mit großen Unsicherheiten behaftet. Sowohl
die Zugbahn sowie die räumliche Einordnung der
Niederschlagsschwerpunkte als auch deren Intensität werden derzeit
typischerweise noch nicht konsistent abgebildet und springen von Lauf
zu Lauf. Der Blick auf die neusten Läufe am Samstagmorgen brachte
überraschend viel Einigkeit bei der räumlichen Einordnung der
Niederschlagsschwerpunkte. Dies muss noch nichts heißen, könnte aber
ein erster signifikanter Trend sein. Demnach sollen die höchsten
Niederschlagsmengen von Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie
westlichen Baden-Württemberg über Hessen, das östliche NRW und
Thüringen hinweg bis ins östliche Niedersachsen und Sachsen-Anhalt
fallen.
Da aber sprichwörtlich bis Montag noch viel Wasser den Rhein hinab
läuft, können sich die Modelle auch noch deutlich verändern. Recht
sicher scheint jedoch, dass in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag
durchaus unwetterträchtige Wetterphänomene möglich scheinen.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.09.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Wetter aktuell

Unwetter gestern Abend



Teils unwetterartige Gewitter zogen am gestrigen Nachmittag
(04.09.2025) und im Laufe der Nacht über Teile Deutschland. Spannend
ist der Verlauf dieses Ereignisses, dessen Überreste auch heute
Morgen noch zu entdecken waren.



Im gestrigen Thema des Tages ging es um das bevorstehende
Wettergeschehen. Heute soll es nun darum gehen, wie die Realität
ausgesehen hat.

Ausgangspunkt war eine Luftmassengrenze, die sich vom Süden bis in
den Norden Deutschlands erstreckte und mäßig warme Atlantikluft von
sehr warmer Subtropikluft trennte. Die Modelle zeigten, dass sich in
der hochenergetischen Luft im Vorfeld sowie mit Unterstützung aus
höheren Schichten, ab dem Nachmittag schwere Gewitter im Süden
entwickeln würden. Aus diesem Grund ist im Voraus auch schon eine
Vorabinformation vor schweren Gewittern für Teile Süddeutschlands
ausgegeben worden. Darin wurde vor schweren Sturmböen bis 100 km/h,
vereinzelt sogar orkanartigen Böen bis 115 km/h, Hagel mit 3 cm
Durchmesser und Starkregen zwischen 25 und 40 l/m² in kurzer Zeit
gewarnt. Was ist nun eingetreten?

Tatsächlich entwickelten sich am Nachmittag starke Gewitterzellen in
der Schweiz. Mehrere sogenannter Superzellen zogen heran, wobei sie
besonders über den östlichen Bodensee und das Allgäu das Bundesgebiet
erreichten. Offizielle Warnungen vor Unwetter in diesen Gebieten
waren deshalb ausgegeben. Dabei konnte auf Livebildern mancher
Webcams schon beobachtet werden, dass diese Zellen einiges an Hagel
produzierten. Später am Abend "verclusterten" die Zellen wie erwartet
im Bereich der Vorabinformation. "Verclustern" bedeutet dabei, dass
die Einzelereignisse zunehmend zusammenwachsen und ein großes Gebiet
bilden. Es entwickelte sich ein sogenanntes MCS (Mesoscale Convective
System).

Die höchsten gemessenen Niederschlagsmengen lagen tatsächlich etwa
zwischen 30 und 40 l/m² innerhalb einer Stunde. Einen Ausreißer gab
es: Die Station Vilgertshofen-Pflugdorf in Bayern vermeldete rund 56
l in einer Stunde. Doch um dem die Krone auszusetzen sind davon satte
50 l innerhalb einer guten halben Stunde heruntergekommen! In
Zumeldungen der Nutzer der DWD-Warnwetter-App gab es außerdem
Hagelbilder mit Korngrößen von ca. 3 cm, welche sich mit der
Vorhersage deckten.

Ein kurzer Einschub hierzu: Solche Meldungen, beispielsweise zu
gefallenem Hagel, helfen den Meteorologen zur Abschätzung der
Gewitterstärke. Falls Sie also von einem Gewitter überrollt werden,
erstellen Sie doch eine Meldung (im besten Falle mit einem
aussagekräftigen Foto) über die App. Die diensthabenden Kollegen
freuen sich über zusätzliche Informationsquellen. Achten Sie
natürlich darauf, dass Sie sich nicht in Gefahr begeben, gerade solch
heftige Unwetter bergen nicht unerhebliche Risiken!
Nun zurück zum eigentlichen Thema. Die Böenmeldungen hinkten bisher
hinter der erwarteten Intensität hinterher. Um 22 Uhr vermeldeten ein
paar Stationen in Bayern Windgeschwindigkeiten über 80 km/h. Eine
Messung der Station Dürabuch in Bayern jedoch lag sogar bei 114 km/h,
also ziemlich genau, was die Vorabinformation auch prophezeit hatte.

In den weiteren Nachtstunden bewegte sich der Komplex unter
Abschwächung nach Nord-Nord-Ost. Warnungen vor nunmehr markantem
mehrstündigem Starkregen, ergänzt mit Gewitterwarnungen, markierten
die zukünftige Zugbahn und umfassten ein Gebiet von Franken (Bayern)
bis zur Altmark (Sachsen-Anhalt). In den Morgenstunden, erreichten
die deutlich abgeschwächten Überreste Mecklenburg-Vorpommern.

Die Unwetter blieben nicht ohne Folgen: So gab es Berichte über
zahlreiche Feuerwehreinsätze im Allgäu und über einen Dammbruch, der
für zusätzliche Überschwemmungen sorgte. In München kam es zu
umgefallenen Bäumen, sodass eine Bahnstrecke zeitweise gesperrt
werden musste. Solche Ereignisse wie gestern Abend sind also
einerseits faszinierend, andererseits gehen sie mit gefährlichen
Auswirkungen einher.


M.Sc. Fabian Chow

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.09.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





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